How to create jobs in Africa? Arbeitsplätze für Afrika! Interview des Magazins “afrika wirtschaft” des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft mit dem Bonner Arbeitsmarktforscher Klaus F. Zimmermann

“Die Bevölkerung auf dem afrikanischen Kontinent wächst deutlich schneller als die Zahl der Arbeitsplätze. Jahr für Jahr strömen 20 Millionen Menschen auf den afrikanischen Arbeitsmarkt. Was ist das beste Rezept, um schnell und nachhaltig Jobs zu schaffen?” (Afrika Wirtschaft, 4/2018, S. 27) Das Magazin fragte dazu einige Wissenschaftler, darunter den Bonner Arbeitsmarktforscher Klaus F. Zimmermann.

Zimmermann ist emeritierter Wirtschaftsprofessor der Universität Bonn, war knapp 20 Jahre Gründungsdirektor des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) und leitete gleichzeitig über 11 Jahre als Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) einen radikalen Reformprozeß des führenden Wirtschaftsinstituts in Berlin. Er war ferner langjähriger Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute (ARGE).

Heute führt Zimmermann als Präsident der Global Labor Organization (GLO) ein weltweites Forschungsnetz von Fachwissenschaftlern und einschlägigen wissenschaflichen Institutionen in über 120 Ländern. Gleichzeitig ist er der Forschungseinrichtung UNU-MERIT in Maastricht, einem gemeinsamen Forschungszentrum der United Nations University und der Maastricht University als Forschungsdirektor und Honorarprofessor verbunden. Wissenschaftler der GLO entwickeln Forschungsimpulse für den afrikanischen Arbeitsmarkt.

Anfang Dezember 2018 war Zimmermann einer der Referenten der African Economic Conference 2018, die in Kigali/Ruanda gemeinsam von der
African Development Bank (AfDB), der United Nations Economic Commission for Africa (ECA) und dem United Nations Development Programme (UNDP) organisiert wurde. (Zu den Details der Veranstaltung, die sich mit der wirtschaftlichen Integration Afrikas zu einem Wirtschaftsraum beschäftigte, s. die Reports und die Hinweise dort: REPORT 3, REPORT 2 & REPORT 1.)

Zimmermann in Kigali/Ruanda

afrika wirtschaft: Was ist das beste Rezept, um Jobs zu schaffen?

Klaus F. Zimmermann: Es wird nötig sein, sich an den relativen Stärken des Kontinents und seinem großen Bedarf zu orientieren: Eine dominante Landwirtschaft, ein ungeheurer Reichtum an natürlichen Resourcen und viele junge Arbeitskräfte.  Die sich aufbauende Infrastruktur mit den dort benötigten Jobs wird das Rückgrat der Entwicklung bilden müssen. In der für Entwicklungsländer üblichen Selbständigkeit, womit nicht großes “Unternehmertum” gemeint ist, wird ferner ein strategischer Schwerpunkt liegen.

afrika wirtschaft: Welche Branchen sind besonders vielversprechend?

Klaus F. Zimmermann: Die kulturelle Kreativität des Kontinents könnte auf den Unterhaltungssektor und den Tourismus als langfristige exotische Optionen für wichtige Leistungsträger hindeuten, es sind aber eher unsichere Prognosen. Die meisten Jobs werden weiter in der Agrarwirtschaft besetzt werden, schon wegen des großen Ernährungsproblems und der Exportchancen. Im Umfeld der Entwicklung der Infrastruktur liegen ferner Chancen im Bankensektor, der Informations- und Kommunikationswirtschaft und bei Transport und Logistik. Schließlich sehe ich Möglichkeiten im Umfeld von Bergbau und Energiegewinnung, bsw. bei der Solar- und Windenergie in Nordafrika.

afrika wirtschaft: 20 Millionen Jobs pro Jahr – wie kann das bewältigt werden und was kann die deutsche Wirtschaft dazu beitragen?

Klaus F. Zimmermann: Mediendemokratien wie Deutschland fehlt dazu die nötige strategische Fantasie. Die chinesischen Inititativen um die neue Seidenstraße bzw. Chinas Bemühungen in Afrika um Resourcen und Infrastruktur könnten Denkanstöße liefern. Eine Ausbildungsinitiative des deutschen Handwerks und der deutschen Wirtschaft generell sowohl in den Sendeländern wie auch durch temporäre Arbeits- und Ausbildungsmigration in Deutschland (bsw. im Geiste der Africa German Youth Initiative), könnte die deutschen Vorteile mobilisieren und Afrika und Europa näher zusammenführen.

afrika wirtschaft: Bisher sind Deutschland und die EU in ihrer Beziehung zu Afrika klassische Geberländer. Mit zahlreichen Initiativen will die Bundesregierung den Nachbarkontinent zum gleichgestellten Partner machen. Ist das realistisch? (DIESE LETZTE FRAGE UND ANTWORT ENTFIEL AUS PLATZGRÜNDEN IN DER DRUCKFASSUNG.)

Klaus F. Zimmermann:  Solange es letztlich dann doch nur um Sicherheitspartnerschaften und die Absicherung der Grenzen zur Festung Europa geht, kann dies nicht klappen. Der Aufbau eines gemeinsamen Wirtschaftsraumes Mittelmeer einschließlich einer Region neue Energien in Nordafrika wie einer EU-Partnerschaft mit einer Wirtschaftsunion Afrika wären Ansatzpunkte. Dafür fehlen Deutschland aber in der EU die visionären Partner, sodaß es wohl bei der Absicht bleiben wird.

Ends;

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