In Deutschland wird jetzt die Forderung diskutiert, Migranten sollten Zuhause und im öffentlichen Raum verpflichtet sein, Deutsch zu sprechen.
Es ist richtig, Integration auch mit Anforderungen zu verbinden. Und Kenntnisse der Sprache des Aufnahmelandes sind für die meisten Zuwanderer nach aller nationaler und internationaler Erfahrung der zentrale Schlüssel für gesellschaftliche Akzeptanz, für Erfolg im Arbeitsmarkt und Wohlstand. Dies trägt auch dazu bei, dass die einheimische Bevölkerung von der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Dynamik profitiert.
Die Forderung nach Deutsch Zuhause ist aber eine politische Luftnummer; sie ist, selbst wenn sie nahe läge, nicht erzwingbar. Wie die Gedanken frei sind, so ist auch das Zuhause im Rahmen gesetzlicher Regelungen ein gesellschaftlicher Schutzraum.
Aber dieser Wunsch ist auch kontraproduktiv: Jedem Praktiker in der Betreuung von Migrantenfamilien ist klar, dass man nur vermitteln kann, was an Kenntnissen vorhanden ist. So übertragen sich schlechte Deutschkenntnisse in der Familie bereits früh in der Entwicklung von den Eltern auf die Kinder. Mit lebenslangen Dauerfolgen.
Und der Vorschlag ist gefährlich, denn er nimmt den Migranten ein einfach zu erwerbendes Humankapital, wenn sie die Sprache ihrer ethnischen Herkunft nicht mehr oder nicht mehr genügend sprechen. Im Zweifel sollte sich die Sprachvermittlung Zuhause auf das konzentrieren, was die Zuwandererfamilie am besten beherrscht.
Dies ist aber keine Abkehr von der Notwendigkeit einer Verstärkung der Bemühungen, Deutsch zu vermitteln, wo dies möglich ist: In Integrationskursen, in Vereinen und gesellschaftlichen Organisationen, in den Kindergärten und natürlich in den Schulen.
Die Zukunft unserer Gesellschaft und Wirtschaft liegt in ihrer internationalen Orientierung und globalen Kompetenz. Dazu müssen wir keine deutsche Identität aufgeben; es ist nur nötig, dazuzulernen. Es gibt aber auch multi-ethnische Identitäten, die in unserer offenen Welt große gesellschaftliche und wirtschaftliche Vorteile bringen. Dies sollte in vorschnellen Debatten nicht zu kurz kommen.