Der „SPIEGEL“ schreibt in einer Vorabmeldung am Sonntag, 27.10.2013 – 08:08 Uhr für seine Printausgabe:
Arbeitsmarktexperte befürchtet Jobverlust bei flächendeckendem Mindestlohn
Der Arbeitsmarktforscher Klaus F. Zimmermann warnt Union und SPD vor der Einführung eines flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns. “Solche Vereinbarungen sind die Axt am Reformmodell Deutschland. Sie signalisieren den Verzicht auf eine Vollbeschäftigungsstrategie”, sagt der Direktor des renommierten Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn. Bedenklich sei dabei nicht nur ein politisch bestimmter Mindestlohn von 8,50 Euro, wie er derzeit in den Koalitionsverhandlungen diskutiert wird, sondern auch eine Lohnuntergrenze generell. Dies sei ein ineffizientes Umverteilungsinstrument und brächte “trotz hoher Kosten nicht viel mehr an wirtschaftlicher Gleichheit”, kritisiert Zimmermann. Menschen mit Problemen auf dem Arbeitsmarkt, wie etwa zu geringer Qualifikation oder langer Arbeitslosigkeit, könnten starre Mindestlöhne sogar eher schaden. “Deren Vermittlung wird dann noch schwieriger”, sagt der Ökonom. Die meisten Unternehmen würden die zusätzlichen Kosten ohnehin durch Entlassungen auffangen oder auf die Preise ihrer Produkte schlagen. “Dadurch besteht die Gefahr von steigender Arbeitslosigkeit in Wirtschaftsbereichen auch außerhalb des Mindestlohnsektors”, warnt Zimmermann. Das IZA ist mit rund 1300 Wissenschaftlern weltweit das größte Forschungsnetzwerk der Ökonomie.
Für ein vertiefendes Forschungspapier siehe:
- Pierre Cahuc, Stéphane Carcillo, Ulf Rinne und Klaus F. Zimmermann, Youth Unemployment in Old Europe: The Polar Cases of France and Germany, IZA Discussion Paper Nr. 7490, revidierte Fassung erscheint in: IZA Journal of European Labor Studies, 2013
Für eine ausführliche Analyse siehe.